Kurz und stark (#4)

Hallo! Schön, dass Sie hier sind.
Bei diesem Artikel geht es um den Zeitpunkt, an dem ich den Entschluss gefasst habe, mich selbstständig zu machen.

Wie war das?
Und was hat das mit dem Jakobsweg zu tun? Das erfahren Sie im heutigen Blogtext.
Viel Freude dabei!

 
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Der Entschluss.

 Ich stehe in der Küche meiner damaligen Firma.
Zufällig ergab es sich, dass der Geschäftsführer genau zum gleichen Zeitpunkt die Cafémaschine aufsuchte.
Kurz zuvor hatte ich in diesem Unternehmen gekündigt.
„Ja, und – was machen Sie jetzt?!“, kam die Frage.
”Mich selbstständig machen!“, war meine Antwort.

 Kennen Sie das, wenn Sie sich an Situationen aus der Vergangenheit erinnern und Sie sehen diese vor Ihrem Auge, als ob es erst gestern gewesen wäre?
So war diese Situation – eine Schlüsselsituation meines Lebens.
Wenn man sie von außen betrachten würde, dann steht da eine Alice mit Ihrem Espresso in der Hand – kurz und stark – wie sie selbst, und vermittelt mit fast schon gespielter Selbstsicherheit und Pokerface-Miene, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt:

„Ich mach mich selbstständig – was denn sonst?!“

 In Wirklichkeit hatte ich 0 Plan, was ich wann, wie, wo machen wollte.
Selbstständig machen wollte ich mich, ja, das wusste ich, aber wie genau und wie das am Ende des Tages aussehen sollte – ja davon hatte ich wie gesagt keinen Plan.
„Selbstständig machen“, war irgendwie eine leere Floskel, von der ich noch nicht wusste, wie ich ihr Leben einhauchen und sie zum funktionieren bringen sollte.
Ich wusste nicht viel, aber was ich wusste war: Alice, Du musst gehen. 
Das tat ich dann auch.

 Der Jakobsweg.

 
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Abgehetzt ließ ich mich in den Sessel (meines Anschlussfliegers von Madrid in meine Zielstadt Porto) fallen.
Ungeschminkt, in meinem Wander-Outfit (aka Pyjama), mit Jesusschlapfen und Socken (ja Socken) und einer Umhängetasche, die an ein mittelmäßiges Werbegeschenk erinnert. Was für ein Kontrast zu den übrigen Passagieren in ihren schniken Business-Outfits sag ich Ihnen! 

„Das beginnt ja gut, …“ Dachte ich.
Denken Sie das auch? Moment – es wird noch besser:

Mich erschlich eine unangenehme Vorahnung:
Ich hatte diese schon, auf meinem 5 Minuten-Wettlauf, um diesen Flieger zu erwischen:
Mein Handy war nicht mehr in der Tasche, wahrscheinlich rausgefallen, als diese im Flughafen-Bus umfiel.
Hastig kramend stellte ich verzweifelt fest, dass meine Vorahnung Realität war.
Kurz überlegte ich noch auszusteigen und blickte sehnsüchtig zu der noch offenen Tür am Ende des Ganges.

Dann dachte ich mir: „Nein Alice, von nichts und niemandem lässt du dich von deinem Weg abbringen, du bleibst sitzen.“
Ich hatte Angst. Der Witz war jedoch, dass ich mir kurz vor meiner Reise erlauben wollte, mein Handy zu Hause zu lassen.
Dachte mir da aber sofort: „Nein, das kannst du nicht machen.“
Also danke Schicksal.

 Meine Learnings von meinem 9-tätigen Wanderweg von Porto nach Santiago di Compostella:

  • Wenn Sie etwas wirklich wollen, dann kann und wird Sie nichts und niemand davon abhalten, außer Sie selbst.

  • Lassen Sie sich nicht von Nebensächlichkeiten ablenken.

  • Wenn Menschen – und wenn sie von überall auf der Welt herkommen – das gleiche Ziel haben, dann wird eine unerschöpfliche Energie frei. 
    Die erfährt man selten im gewohnten Alltag.

  • Die Menschen, die Sie anrufen, auch wenn Sie 9 Tage ohne Handy sind, das sind die wichtigsten in Ihrem Leben.
    Weil Sie sich darum sorgen, dass diese sich Sorgen machen, auch wenn Sie keine haben.

  • Der Weg ist das Ziel: Die Ankunft in Santiago war weniger besonders, als die Begegnungen mit den Menschen am Weg.

  • Gehen Sie die Wege, die Ihnen Angst machen, das sind trotzdem meist die Schöneren, als die der vermeintlichen Sicherheit.

  • Menschen, denen Sie begegnen sollen, denen werden Sie begegnen.

  • Alles, was Sie für einen neuen Weg brauchen, ist eine Entscheidung, ein Entschluss.

  • Gehen Sie soweit Sie sehen können, und wenn Sie da angekommen sind, dann werden Sie sehen, wie es weiter geht.

  • Es ist egal, wie weit Sie gehen, Ihre Lieben begleiten Sie.
    Denn alles auf dieser Welt folgt der größten Liebe.

  • Für alles auf der Welt gibt es den richtigen Zeitpunkt. Folgen Sie Ihrem Herzen und Ihrem Impuls.

  • Ihr Weg muss sich für Sie stimmig anfühlen und für niemand anderen.

  • Suchen Sie den Rat der Menschen, die da sind, wo Sie hinmöchten, denn sie sind den Weg schon gegangen.
    Trotzdem werden Sie nicht 1:1 ihren gehen, jeder Mensch hinterlässt seinen individuellen Fußabdruck auf dieser Erde.

    Was ist Ihrer?

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